Eingebettet in den sanften Hügeln des Appenzellerlandes in einem kleinen Weiler bei Steinegg, liegen die Felder mit über vierzig Sorten Kräutern, die für Teemischungen und den sagenumworbenen Käse und den hiesigen Alpenbitter angebaut werden.
Das Rezept verraten wir auch an dieser Stelle nicht!
Weitab von der Hektik des Alltags und dem Verkehr der Stadt herrscht hier eine magische Ruhe. Ein lauer Frühlingswind verströmt den betörenden Duft von frischer Pfefferminze, Zitronenmelisse, Rosmarin, Thymian und vielen anderen Kräutern. Schliesst man die Augen, fühlt man sich in der Provence, oder in der Toskana. Doch wir sind im Appenzellerland, tauchen ein in eine heile Welt, mit farbigen Häusern, sanften Hügeln, grasenden Kühen und dem Alpstein-Massiv vor Augen. Einheimische pflegen zu sagen, wir befinden uns «im Gelobten Land», denn wenn Gott Ferien machen würde, käme er bestimmt ins Appenzellerland!
Am blauen Himmel treiben einige schneeweise Wolken, darunter strahlen die saftgrünen Matten in einem goldenen Schein: Der Löwenzahn steht in voller Blüte und auch im Garten und auf den Feldern ist das Leben erwacht.
Die Landschaft und der Boden hier im voralpinen Appenzell sind prädestiniert dafür, dass die Bergkräuter ihr einzigartiges und intensives Aroma entwickeln können und unvergleichlich aromatischer sind, als die im Tiefland angebauten Pflanzen.
Vorbereiten der Kräuterfelder
Die Tage werden länger und wir können endlich wieder raus auf die Felder.
Es ist früh am Morgen. Eine beglückende Ruhe umgibt das Kräuterfeld im Weiler Ibach. Vogelgezwitscher begleitet uns auf unserem Rundgang. Die wärmenden Sonnenstrahlen der Frühlingssonne lässt die Beete dampfen und der Boden ist nach dem schneereichen Winter langsam am Abtrocknen. Bald können die ersten Setzlinge in die Erde, aber es gilt noch abzuwarten, bis keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind. Besonders für die wärmeliebenden Pflanzen wie Basilikum, Rosmarin und Verveine empfiehlt es sich die Eisheiligen abzuwarten.
Das Team des Kräuterhauses Appenzell und seine Helfer kontrollieren die Kräuterbeete an diesem wunderschönen Frühlingsmorgen. Pflanze für Pflanze wird mit grosser Sorgfalt begutachtet, verdorrtes oder im Winter erfrorenes weggeschnitten und die Kräuter leicht eingekürzt, um das Wachstum anzuregen.
Die Beete sind mit einheimischen Lärchenholzriemen eingefasst und die Wege mit Rindenholzschnitzeln bedeckt, damit ein sauberes Arbeiten gewährleistet ist. Der Häcksel unterdrückt das Unkraut, was eine Arbeitserleichterung darstellt und hält gleichzeitig die Schnecken fern, denn diese mögen keine rauen und trockenen Oberflächen, sondern bevorzugen eine feuchte und dunkle Umgebung.
Die klare Abgrenzung der Beete und die Holzschnitzelwege dienen auch dazu, dass sich die Gäste beim Besuch keine schmutzigen Schuhe holen und die Pflanzenvielfalt problemlos erkunden können.
Als eine der nächsten Arbeiten werden die Beete in den kommenden Frühlingstagen mit der Pendelhacke durchgekratzt und der Boden gelockert, damit die Unkräuter sich nicht entfalten können.
Gartenplanung
Gärtnern ist definitiv in und es passt in die «Do-it-yourself-Euphorie» der heutigen Zeit. Mach es selbst ist angesagt. Im Garten ist das eine der leichtesten Übungen. Nie schmeckt Konfitüre besser, als wenn die Früchte selbst gepflanzt, gepflegt und geerntet werden. Und dass es glücklich macht, Beeren direkt vom Strauch zu geniessen, versteht wohl jeder. Erntefrische Kräuter, biologisch und giftfrei angebaut, nie in Kontakt mit Verpackungsfolien, schmecken unvergleichlich gut und bereichern jedes Rezept.
Ein Garten entsteht aber nicht von heute auf Morgen und ich habe festgestellt, dass sich Anfänger oft zu viel vornehmen. So quasi von Null auf Einhundert. Vom Anfänger zum Selbstversorger!
Mit ein paar kleinen Tricks und Überlegungen kann man den Grundstein für ein entspanntes Gärtnern legen:
- Bescheiden planen und den Garten nicht zu gross anlegen. Zwei drei Gemüsebeete reichen für den Anfang. Tägliche kurze und variierende Einsätze bereiten mehr Freude als tagelange monotone Arbeiten.
- «Think small». Keine zu grossen Bäumen und Sträucher pflanzen, die ständig Blätter verlieren oder aufwendig zurückgeschnitten werden müssen, wie zum Beispiel Bambus oder Kirschlorbeer. Ideal sind kleinbleibende heimische Wildgehölze und gemischte Hecken, die Tieren und Insekten Lebensraum bieten.
- Ausdauernde Pflanzen und mehrjährige Stauden wählen, die sich in jedem Frühling wieder von selbst aufs Neue entwickeln. Auch bei Blumenzwiebeln gibt es solche, die im Boden bleiben, naturnah verwildern und immer mehr werden, wie zum Beispiel Krokusse und Wildtulpen.
- Winterharte mehrjährige Kräuter wie Liebstöckel, Minze, Salbei, Thymian und Schnittlauch wählen und das Kräuterbeet nahe der Küche anlegen, damit die benötigten Kräuter immer schnell zur Hand sind.
Ich habe es mir übrigens angewöhnt, im Garten keine Uhr zu tragen, denn der Garten soll in dieser äusserlich so hektischen und fordernden Zeit ein Ort der Musse und Entspannung sein.
Mit den besten Wünschen aus dem Appenzeller Kräuterhaus
Remo Vetter
Auf Fragen, Anregungen und den Austausch mit Ihnen freuen wir uns sehr. Sie erreichen uns unter mail@kraeuterhaus-appenzell.ch.